#18: Hier geht es direkt raus aus der Gedankenspirale! – Mehr Gelassenheit für Führungskräfte
Shownotes
Wer sucht, der findet. Diese Redewendung trifft wirklich perfekt auf Stephan Kowalski zu, der die verstecktesten Tools, Studien, Ansätze entdeckt, um Führungskräften praktische Hilfestellungen an die Hand zu geben. Dabei kann er besonders gut um die Ecke denken und schauen. Diesen Perspektivwechsel empfiehlt er auch Menschen bei hohen psychologischen Belastungen. Es hilft immer, Blickwinkel und Sichtweise zu verändern.
Erprobt und erfolgversprechend ist es, Gedanken terminlich aufzuschieben, ebenso wie die Boxatmung, die sowohl bei Elitesoldaten als auch im Buddhismus bekannt ist. Was damit das Sich-Bewusstmachen von Gedanken und Gefühlen zu tun hat sowie Flüsse, Fische, Wolken und Bahnhöfe, das alles erfahren Sie in dieser tollen Einzelfolge direkt aus dem Pinguine-Cockpit. Und von dort führt der Weg alle Zuhörenden direkt raus aus der Gedankenspirale.
Pinguine-Buchtipp zum Thema: Oliver Korn / Sebastian Rudolf: Sorgenlos und grübelfrei. Wie der Ausstieg aus der Grübelfalle gelingt.
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Übrigens: Das Podcasten hat Stephan Kowalski ebenfalls neue Blickwinkel und Optionen eröffnet.So bietet er inzwischen selbst erfolgreich Podcasts für Führungskräftetrainings an. Interessiert, was genau dahintersteckt? Dann gerne melden! E-Mail: podcast@pinguine-im-cockpit.de
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Mehr Informationen zum Führungstraining von Cathleen Vogel und Stephan Kowalski finden Sie unter www.kulturgut.training
Hosts & Führungskraft-Experten: Cathleen Vogel und Stephan Kowalski, Inhaber der Kulturgut Beratung und Training GmbH
Hier geht es zur Event-Location, die Stephan Kowalski zusammen mit seiner Frau gepachtet hat: Gut Pronstorf in der Nähe von Lübeck, www.gute.events
Moderation: Birgit Eschbach, Studio Venezia
Der Podcast ist eine Produktion von https://www.studiovenezia.de/
Transkript anzeigen
00:00:00: Willkommen an Bord von Pinkweene im Cockpit, Lizenz zum Führen. Hier nimmt sie Stefan Kowalski
00:00:07: mit auf eine Reise durch die Höhen und Tiefen des modernen Führends. Ob als Kapitän im Cockpit
00:00:13: oder mit den Flügeln in der Chefetage. Gemeinsam heben wir ab und erkunden neue
00:00:19: Perspektiven auf Führung, Unternehmenskultur und Transformation. Anschneiden und bereitmachen
00:00:25: zum Start. Denn hier geht's um mehr als nur den Horizont. Herzlich willkommen zu einer neuen Folge
00:00:35: des Podcastes Pinkweene im Cockpit, Lizenz zum Führen. Mein Name ist Stefan Kowalski und ich
00:00:41: möchte in dieser Folge heute mal ganz ohne Gäste ein paar Tipps und Hinweise mit Ihnen teilen für
00:00:47: ein schwieriges Thema. Vielleicht ist es ganz gut, dass ich heute alleine bin. Wir sind sozusagen unter
00:00:51: uns und ein Thema, das vielleicht sogar ein bisschen unangenehm ist. Führungskräfte gehören
00:00:58: zu einer Gruppe von Menschen, die als tatsächlich stark psychisch belastet gilt. Das kann bis
00:01:05: hin zu Burnout führen, das kann zu psychischen Krankheiten führen. Ein Thema über das nicht
00:01:12: viel gesprochen wird, aber die Forschung ist ja ziemlich eindeutig. Rund die Hälfte, es gibt
00:01:17: auch unterschiedliche Zahlen, aber es sind sehr hohe Zahlen. Also meine Kenntnisse sind rund die Hälfte
00:01:21: der Führungskräfte, haben also schon einmal oder auch wiederholend Schwierigkeiten mit ihrem Job
00:01:28: wirklich gut zurecht zu kommen. Das ist jetzt erst einmal so und darüber spricht man nicht so gerne
00:01:34: und da kommen wir auch schon klar zu der großen Schwierigkeit der Lösung. Wenn ich mit jemand,
00:01:39: wenn ich dann mit niemandem drüber sprechen kann, wer ist denn da jemand, der mir dabei hilft?
00:01:44: Naja und die Lösung, klar, dieser jemand, das kann es nur du, das kann nur sie selber sein. Und
00:01:50: wie macht man das? Wie kann man sich da quasi selber an den eigenen Haaren aus diesem Sumpf ziehen?
00:01:55: Das ist gar nicht so ganz leicht und ich habe so in meiner Zeit, in der ich mich sehr, sehr tief
00:02:01: mit so therapeutischen Instrumenten und der Forschung beschäftigt habe, einige Dinge entdeckt,
00:02:07: die aus meiner Sicht außergewöhnlich gut funktionieren und um dies eigentlich schade ist,
00:02:13: dass man die nur kennenlernt, wenn man quasi schon in Behandlung ist. Das sollte jeder wissen und
00:02:17: sie funktionieren wunderbar zur Prävention. Also ich möchte Ihnen heute einmal, ohne dass sie sich
00:02:22: krank fühlen müssen, ja, sondern nur, dass sie vielleicht ab und zu mal zu den Ahndrucker haben,
00:02:27: boah, ist das anstrengend, ich bin schon belastet und wie mache ich das nur? Also wenn, wenn Ihnen das
00:02:32: vertraut vorkommt, dann möchte ich Ihnen da mal so ein paar Instrumente an die Hand geben, die sie
00:02:37: mit etwas Übung, ja, ich glaube, schnell sich aneignen können und dir eine echte Hilfe darstellen.
00:02:43: Und der Kern von allem, und das haben wir in unserem Podcast jetzt schon oft besprochen,
00:02:48: ist eine veränderte Sichtweise auf sich selber. Also das heißt, dieses in den Abstand kommen, sich
00:02:56: selber mal betrachten können, die Rolle eines Beobachters in Bezug auf sich selber einzunehmen,
00:03:00: ist dabei eine Fähigkeit, die, glaube ich, den Kern bildet und die aus meiner Sicht das
00:03:06: Wertvollste war, was ich überhaupt gelernt habe. Und der Kern dieser Fähigkeit ist, glaube ich,
00:03:13: dass man mal versteht, dass die Gedanken, die wir ständig haben und unser Gehirn produziert,
00:03:18: ständig Gedanken, Gefühle, Impulse, dass das nicht alles richtig sein muss. Oder, dass ich
00:03:27: nicht auf alles einsteigen muss. Es gibt viele Gedanken, die ziehen an uns einfach vorüber und
00:03:32: dann einigen hängen wir uns fest. Und das Problem ist nie der Inhalt der Gedanken. Und wenn sie noch
00:03:38: so schlimm sind, sondern, und das fand ich eines der interessantesten Erkenntnisse, die Schwierigkeit
00:03:43: ist es, wenn wir uns zu lange mit diesen Gedanken beschäftigen. Dieses sich Sorgen machen, dieses
00:03:49: grübeln, wenn das zu lange andauert und die Forschung sagt, ab 20 Minuten, dann kommen wir
00:03:55: in eine Negativspirale und dann hilft uns das Beschäftigen nicht mehr zu einer Lösung zu kommen,
00:04:00: sondern wir fangen an, Ängste zu entwickeln. Das kann ein bisschen zu Panik führen. Das kann
00:04:06: eben einfach zu einem Unwohlsein führen und so weiter. Das bedeutet, es ist gar nicht der Inhalt,
00:04:12: das Problem. Also worüber wir nachdenken, was wir für Ängste haben, was wir vielleicht auch
00:04:18: schwierige Gedanken manchmal haben oder Impulse, sondern es ist die Tatsache, dass wir uns damit
00:04:24: manchmal zu lange beschäftigen, dann nicht mehr davon lösen können und das führt dann tatsächlich
00:04:30: zu Ängsten. Also die Forschung sagt, dass Ängste zum Teil eben erst daraus entstehen, dass wir uns
00:04:39: eben zu viel Sorgen machen ins Grübeln kommen, dass Ängste also nicht einfach so da sind, sondern
00:04:44: auch tatsächlich durch Nachdenken erst entstehen können. Also die zentrale Fähigkeit ist es,
00:04:50: in diesen Abstand zu kommen. Und wie macht man das so? Wir haben das schon ein paar Mal über
00:04:55: so bestimmte Techniken gesprochen und ich möchte Ihnen nochmal in Erinnerung rufen. Eine Technik,
00:05:00: die bei mir wirklich sehr gut funktioniert hat, ist eine sehr, sehr einfache Atemtechnik. Denn das
00:05:06: erste ist, dass man in einem Zustand, wo man sich vielleicht ärgert, Ängste empfindet, emotional
00:05:12: reagiert, in welcher Form auch immer, erst mal selber runter regulieren kann. Das ist zum Beispiel
00:05:18: ein Problem, dass auch Polizisten oder Einsatzkräfte auch im Militär haben, dass sie sich in
00:05:23: besonders stressigen Einsatzsituationen runter regulieren können. Das ist ein Thema und da haben
00:05:30: die so Techniken eben auch unter anderem diese Atemtechnik entwickelt. Ich habe mal ein Video
00:05:34: darüber gesehen von einem ehemaligen Navy Seal, also von einem Elite Soldat einer amerikanischen
00:05:39: Einheit, der diese Technik beschrieben hat und die hat ganz alte Wurzeln, den Buddhismus,
00:05:45: Menschen, die Yoga können, kennen das sicherlich auch. Und die funktioniert sehr, sehr einfach,
00:05:51: das ist die sogenannte Boxeratmung. Also Box heißt sie deshalb, weil man sich dazu ein
00:05:55: Quadrat vorstellen kann und jede Seite steht für ein Teil dieser Atemübung. Und am Anfang kann man
00:06:04: das machen, dass jede Seite vier Sekunden lang ist und es geht so, dass man vier Sekunden einatmet,
00:06:10: dann vier Sekunden den Atem anhält, dann vier Sekunden ausatmet und wieder vier Sekunden den
00:06:19: Atem anhält. Also ein so ein Zyklus ist 16 Sekunden. Das heißt, dass man in einer Minute nur vier
00:06:27: Atemzüge macht tatsächlich, also vier mal ein und ausatmet. Das ist relativ wenig, weil man
00:06:32: tatsächlich normalerweise in einer Minute so zwölf bis 15 mal einatmet und ausatmet und das
00:06:38: ist ja ein völlig unbewusster Vorgang. Da denken wir Menschen überhaupt nicht mehr drüber nach.
00:06:42: Und der Effekt, warum das so gut funktioniert, ist, dass diese Verlangsamung eine Auswirkung auf
00:06:50: unseren sogenannten Parasympathikus hat, also den Teil unseres vegetativen Nervensystems,
00:06:55: der dafür verantwortlich ist, uns beruhigen zu können. Das funktioniert allerdings nicht,
00:07:00: wenn Sie diese Übung das erste Mal machen. Das wäre ja zu schön. Ich pack das aus, wenn es mal
00:07:06: schwierig wird und schon funktioniert, sondern die sollte man einige Zeit üben. Und das habe
00:07:12: ich bei mir immer auf der Autofahrt morgens ins Büro gemacht. Ich habe mir eine App besorgt über
00:07:16: Boxeratmung und habe dann angefangen das zu trainieren und ehrlicherweise am Anfang, ich war
00:07:21: ein bisschen enttäuscht, habe ich gar keinen Effekt gespürt. Und ich habe dann aber gedacht,
00:07:25: naja, die Studienergebnisse sind ja eindeutig und das haben Sie ja vielleicht schon mal mitbekommen.
00:07:29: Ich lese relativ gerne und viel und habe gedacht, okay, das hält sich jetzt einfach mal durch und
00:07:33: habe mir das zu einer Angewohnheit gemacht, in dieser Fahrzeit, rund 25 Minuten ins Büro,
00:07:39: immer wieder diese Übung zu machen, und zwar für so fünf bis zehn Minuten. Und dann wurde
00:07:46: es ganz interessant, nach einigen Monaten, das hat tatsächlich bei mir relativ lange gedauert,
00:07:49: habe ich auf einmal gemerkt, sobald ich mit dieser Atmung anfange, beruhige ich mich sofort. Also
00:07:56: man merkt einen unmittelbaren Effekt. Sie können das, wenn Sie eine Smartwatch haben, die die
00:08:01: Pulsmessung hat, da auch feststellen, da gibt es übrigens auch manchmal diese Atemübung auch
00:08:05: schon darauf. Das bedeutet, wenn Sie diese Technik einige Wochen, bei mir waren es halt einige Monate,
00:08:11: trainieren und zwar am besten täglich, dann stellt sich irgendwann der Effekt ein, dass wenn Sie damit
00:08:16: anfangen, Sie unmittelbar sich beruhigen. Das heißt, wenn Sie jetzt in eine schwierige
00:08:22: Situation kommen, da müssen Sie gar nicht fünf Minuten erst mal diese Atemübung machen, sondern es
00:08:27: reicht aus, dass Sie ganz bewusst mal vier Sekunden einatmen, Luft anhalten, ausatmen und
00:08:32: wieder anhalten und schon beruhigen Sie sich sehr, sehr schnell. Diese Fähigkeit zur Selbstregulation
00:08:38: ist aus meiner Sicht eine wahnsinnige Hilfe, um eben in diesen Abstand zu kommen und sich zum
00:08:44: Beispiel solche Fragen stellen, wie wir das in unser Wertefolge hatten. Ja, welchen Wert möchte
00:08:49: ich denn jetzt in diesem Moment leben? Was ist mir jetzt wichtig? Was würde die Führungskraft gerade
00:08:54: tun, die ich sein möchte? Das ist etwas, wofür man ja erstmal von dieser starken Emotion ein
00:09:01: Stück runter kommen muss, sonst ist man gar nicht in der Lage, sich so eine Frage überhaupt zu stellen.
00:09:05: Und deswegen glaube ich, dass für jede Führungskraft, das quasi ins Repertoire gehört, dass es
00:09:10: irgendetwas gibt, was mir hilft, mich runter zu regulieren, kurz etwas zu beruhigen und damit
00:09:17: wieder einen Zugang zu meinen Ressourcen zu finden. Und diese Ressourcen sind eben zum
00:09:21: Beispiel die Werte. Also das ist die erste Übung, die ich Ihnen vorschlage. Ich habe Sie, glaube
00:09:25: ich, in einer Podcastfolge schon mal leicht oder kurz erwähnt, etwas ausführlicher. Das ist die
00:09:31: sogenannte Boxeratmung. Wenn Sie diese Übung eine ganze Zeit beherrschen, dann kann man ein Stück
00:09:37: weitergehen und diese Länge eines Quadrates, die Seite eines Quadrates, auf fünf Sekunden,
00:09:42: später auf sechs Sekunden ausdehnen, also fünf Sekunden einatmen, fünf Sekunden anhalten und
00:09:47: so weiter. Was ich dabei faszinierend fand, das führt sich ja nur wenig an, eine Sekunde länger,
00:09:53: das war tatsächlich schon ganz anderes Level. Das fühlte sich am Anfang wirklich ungewohnt an.
00:09:58: Und das hilft, das zu verfestigen und eben sich das so anzueignen, dass es sofort abrufbar ist.
00:10:06: Ich habe von einem anderen Trainer, der übrigens auch eine Kampfsportausbildung gemacht hat und
00:10:10: da diese Atemtechnik gelernt hat, mal gehört, dass er dann diese Atemtechnik auch mit einer
00:10:15: Körperbewegung, also einer Berührung einer bestimmten Körperstelle, verknüpft hat. Und das
00:10:20: hat bei ihm dazu geführt, nach sehr langen Training, dass er sich nur an dieser Körperstelle
00:10:24: berühren musste und quasi der Effekt sofort eingetreten ist, sogar ohne dass er mit der
00:10:28: Atmung anfangen konnte. Diese Art von Konditionierung, das wäre dann quasi die allerhöchste Ausbaustufe,
00:10:34: aber es in seiner Kampfsporttechnik eine der erfahrensten Sportler mittlerweile Trainer in
00:10:40: ganz Europa also das müssen sie nicht beherrschen aber ich würde sagen so weit kann es tatsächlich
00:10:45: kommen. Also eine großartige Technik, das rate ich Ihnen. Dann kann es aber sein, dass bestimmte
00:10:50: Gedanken, grübe Lein immer, immer wieder kommen. Und ich erlebe das oft, wenn ich mit meiner Frau
00:10:55: über unsere Event-Location in Brunsdorf spreche, dass bestimmte Themen, die sie gerade bewegen,
00:11:01: allgegenwärtig sind. Das sind jetzt vielleicht gerade besonders schwierige Konflikte mit Mitarbeitern,
00:11:08: wo man den Eindruck hat, vielleicht müssen wir uns voneinander trennen. Das können finanzielle
00:11:13: Themen sein, ja, wenn man so merkt, oh, das klappt nicht so richtig. Das sind gerade Kunden abgesprungen,
00:11:18: also Sorgen oder Ängste, die natürlich begründet sind. Und es geht bei all diesen Techniken übrigens
00:11:24: nicht darum, dass wir uns die Frage stellen, ist das richtig oder falsch, was ich denke, sondern es
00:11:29: geht darum, den Fokus, die Aufmerksamkeit von diesen Gedanken wegzulenken. Und da ist diese
00:11:36: Selbstregulation die Beruhigung der erste Schritt und sich dann auf etwas anderes zu konzentrieren.
00:11:42: Und da gibt es eine weitere, wie ich finde, extrem faszinierende Technik, das ist die
00:11:47: Gedankenaufschubtechnik. Und die funktioniert folgendermaßen. Wenn Sie merken, dass bestimmte
00:11:54: Gedanken extrem häufig kommen und die ja quasi Energiekosten zeitrauben und Sie haben den
00:12:03: Eindruck, Sie kommen da nicht mehr los, also das ist quasi ein Automatismus. Dann gibt es diese
00:12:08: Gedankenaufschubtechnik, die so funktioniert, dass Sie sich in diesem Moment sagen, okay, vielen
00:12:12: Dank, lieber Gedanke. Sie übrigens eine sehr gute Technik für den Abstand auch. Bedanke mich bei
00:12:17: meinem Gehirn für diesen Gedanken und sage, ich beschäftige mich zum Beispiel morgen um halb
00:12:22: zwölf mit dir. Jetzt sollten Sie allerdings sich dann auch einen Termin im Kalender eintragen,
00:12:27: halb zwölf, meine wegen der Viertelstunde, Beschäftigung mit meinen Sorgen und Ängsten. Und
00:12:32: immer, wenn ein Gedanke kommt, der Sie also eher belastet, als dass er Ihnen in irgendeiner
00:12:38: Art und Weise hilft, sagen Sie, vielen Dank, lieber Gedanke, morgen um halb zwölf ist unsere Zeit.
00:12:43: Und es kann sein, ich habe dann mal mit einem psychologischen Psychotherapeutin drüber gesprochen,
00:12:49: der diese Technik auch mit Patienten macht, die schwer belastet sind, also ich würde sagen,
00:12:53: über noch mal schwierigere Dinge reden, wie Traumata oder so. Es sagt, es kann sein, dass diese
00:12:58: unangenehm schwierigen Gedanken und Gefühle immer wieder kommen. Das kann bis zu hunderte Male am
00:13:04: Tag sein und immer wieder sich dann zu sagen, okay, morgen um halb zwölf. Das erfordert ein
00:13:08: gewisses Training. Und der Effekt ist, dass ich so ähnlich wie im To-Do-Management, ja, wenn ich
00:13:14: Dinge auf eine Liste schreibe, in dem Moment mein Gehirn etwas entlastet. Aber unser Gehirn ist ja,
00:13:20: wie soll man sagen, ein schlaues Gerät oder schlauer Mechanismus. Ja, wenn wir das nur so
00:13:26: zur Selbstberührung machen, Mensch, nun riecht jemand nicht so auf oder kommt das wird schon oder so,
00:13:30: dann kommt unser Gehirn immer wieder. Aber wenn wir ein festes Zeitfenster für diese Sorge,
00:13:37: für diesen Gedanken einräumen und das ist jetzt faszinierend, dann führt es dazu, dass wir uns
00:13:42: schneller von diesem Gedanken weg bewegen können, also unsere Aufmerksamkeit auf etwas anderes
00:13:48: lenken können. Das ist also die Gedankenaufstubtechnik. Jetzt sollten sie allerdings am nächsten Tag um
00:13:53: halb zwölf sich auch tatsächlich mit ihren Sorgen und Ängsten mal beschäftigen und sich da vielleicht
00:13:57: auch mal die Frage stellen, wie kann ich das lösen, vielleicht kommen sie da auf Ideen. Sie werden
00:14:01: übrigens feststellen, dass das gar nicht mehr so schlimm ist. Also, dass diese starke emotionale
00:14:07: Wirkung alleine durch dieses Verschiebe auf einen Termin am nächsten Tag schon sehr, sehr stark
00:14:12: nachgelassen hat. Es wäre also nicht schlimm, wenn sie die Viertelstunde nicht brauchen und nach
00:14:16: zwei Minuten feststellen, na, okay, habe ich jetzt gemacht, alles klar, ich habe jetzt für mich einen
00:14:20: Plan, so machen wir weiter und dann gehen sie zu ihrer nächsten Einheit über, was immer jetzt dann
00:14:25: am Tag gerade ansteht. Das ist also die Gedankenaufstubtechnik, die auch dazu gibt es sehr
00:14:32: viele Forschung, erstaunlich gut funktioniert. Eine, na, wie sollte man sagen, eine kleine
00:14:37: Überlistung. Und da kommen wir automatisch auch schon zu der nächsten Technik. Ich weiß gar nicht
00:14:44: genau, wie die heißt, aber die funktioniert also folgendermaßen, wenn ich also merke, dass mein
00:14:48: Gehirn sich immer wiederholt mit diesen Gedanken beschäftigt, die scheinbar so viel Gewalt oder
00:14:54: so viel Macht über mich haben, ist es gut, ganz bewusst mal bestimmte Sinneseindrücke wahrzunehmen.
00:15:01: Also zum Beispiel, man Fenster aufzumachen, raus zu gucken, was höre ich gerade für Geräusche,
00:15:06: in der Nähe oder weiter weg. Also eine Minute, einfach nur mal darauf zu achten, was höre ich.
00:15:12: Das nächste wäre dann so eine Frage, was rieche ich gerade, was fühle ich gerade, also mal einfach
00:15:20: an bestimmte Körperteile zu denken, um mal zu gucken, was fühle ich gerade, wie fühlt sich das
00:15:24: gerade an, mein Fuß in dem Schuh oder wie fühlt sich das gerade an, meine Finger, meine Bewegung,
00:15:30: die ich gerade mache, was auch immer es ist. Und das Interessante ist, diese verschiedenen
00:15:34: Sinneseindrücke hören, sehen, auch was sehe ich da jetzt gerade, fühlen, schmecken, riechen,
00:15:41: die finden in verschiedenen Gehirnarealen statt und zwar in einem anderen Gehirnareal jeweils,
00:15:47: als in dem, in dem sich Angst herausbildet und auch dann bestimmte Ressourcen bindet,
00:15:53: was sie also tun, durch diese Technik, sich mit diesen Sinneseindrücken zu beschäftigen ist,
00:15:58: im Grunde genommen das Gehirn weg von der Beschäftigung mit der Angst hin zu diesen
00:16:03: Sinneseindrücken zu bringen. Das ist eine sehr wirkungsvolle Technik und ich habe das bei unseren
00:16:09: Spaziergängen mit dem Hund immer trainiert. Also das heißt, ich habe dann einfach mal ganz bewusst
00:16:14: mal vielleicht für eine Minute nur darauf geachtet, was sehe ich gerade und zwar ist nicht so
00:16:17: ganz allgemein, sondern ganz konkrete Sachen, die ich dann mal wahrgenommen habe. Und zwar so
00:16:22: fünf, sechs verschiedene Sachen. Das heißt, sie verweilen bei einer Sache vielleicht für zehn
00:16:27: Sekunden, gucken sie das mal genau an mit so einer gewissen Neugierde oder Offenheit und
00:16:31: dann gehen sie zur nächsten Sache oder zum nächsten, was sie dort sehen, über. Und dasselbe
00:16:35: mit dem Hören. Was für Geräusche höre ich gerade, was für Vögel sind das, wo höre ich vielleicht
00:16:40: ein Auto im Hintergrund, was höre ich links, was höre ich rechts von mir, was höre ich hinter
00:16:44: oder vor mir, auch wenn da vielleicht kein Geräusche ist, sich einfach mal darauf zu konzentrieren. Wenn
00:16:50: Sie das so für eine kurze Zeit machen und auch das ist wieder ein bisschen Training, dann gelingt es
00:16:55: Ihnen in schwierigen Momenten, also wo Sie merken, ah, jetzt komme ich hier wieder diese ganzen Gedanken,
00:17:00: dann gelingt es Ihnen diese Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Und das bedeutet nicht und
00:17:07: das ist jetzt vielleicht ein ganz wichtiger Unterschied, es zu verdrängen. Also sozusagen zu sagen,
00:17:12: ich will das nicht mehr und jetzt höre ich mal einfach ganz bewusst, was höre ich jetzt gerade
00:17:16: oder was sehe ich und so weiter und versuche diesen Gedanken zu unterdrücken, sondern das
00:17:21: sollte in einer Haltung passieren, wo ich das, was mich da besonders beschäftigt, Gedankengefühle
00:17:26: im Pulse einfach akzeptiere und annehme als ein Teil von mir, den ich in diesem Moment nicht
00:17:32: verändern kann, aber ich kann meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken. Also diese Mischung aus
00:17:37: Akzeptanz und Lenkung der Aufmerksamkeit ist eben auch eine weitere, wie ich finde, sehr, sehr gute
00:17:43: Übung, die ich eben ständig machen kann. Also ich finde, das kann man in seinem Alltag immer
00:17:49: irgendwo einbinden. Und das Letzte, was ich noch vorschlagen möchte und das sind jetzt also mehrere
00:17:55: Aspekte und ich nenne Ihnen noch mal ein Buch, wo die meisten davon, wie ich finde, extrem gut
00:18:00: beschrieben sind, wenn Sie das nochmal in Ruhe nachlesen möchten. Die letzte Technik ist es,
00:18:04: diese vielen Gedanken und Gefühle und Impulse, die wir haben, mal bewusst wahrzunehmen und in
00:18:11: so einen Abstand zu kommen, in dem ich mir eine Situation vorstelle, zum Beispiel, wo ich gerade
00:18:15: an einem Fluss sitze und es sind verschiedene Fische drin, große, kleine, schön anzusehende,
00:18:22: hässliche, welche die schnell schwimmen, welche die an ihrer Stelle bleiben. Und was ich mache ist,
00:18:27: die verschiedenen Gedanken, die ich mir habe, quasi in so einem Fisch zu projizieren und zu sagen,
00:18:31: ah, da schwimmt jetzt der Gedanke weg, das schaffst du heute nicht. Oder mein Gott,
00:18:35: ist der Mitarbeiter blöd. Oder das ist heute aber auch wirklich schwierig und so weiter. Das heißt,
00:18:40: Sie nehmen diese Gedanken und sehen die in diesen Fischen langsam vorbeischwimmen, die sind noch
00:18:47: immer da, die verschwinden nicht. Aber die müssen Sie nicht mehr abhalten, das zu tun, was für Sie
00:18:53: wichtig ist. Das heißt, Sie müssen auf diese Gedanken nicht einsteigen, sondern Sie können die
00:18:58: ziehen lassen. Ich hatte schon bei einer Führungskraft, die hat sich das so vorgestellt in Wolken. Sie
00:19:04: stellen sich vor, Sie liegen vielleicht irgendwo auf einer Wiese, gucken in den Himmel und sehen
00:19:08: verschiedene Wolken. Und mit jeder dieser Wolken zieht ein Gedanke vorbei. Ich kann mir vorstellen,
00:19:15: großer Bahnhof, wo Züge rein und rausfahren, das sind Gedanken. Auf manche Gedanken steigen Sie
00:19:20: vielleicht ein. Manche lassen Sie einfach durchfahren. Diese Art von Gedankenspielen, also eine sehr
00:19:27: kognitive Übung, hilft uns in diesen Abstand dazu zu kommen, dass die Gedanken, die wir haben,
00:19:33: erst mal nicht sind als Gedanken. Die können richtig oder falsch sein. Darum geht es gar nicht,
00:19:38: sondern es geht eigentlich darum, beschäftige ich mich intensiv mit Ihnen oder gelingt es mir,
00:19:43: Sie einfach auch mal ziehen zu lassen. Und als das anzunehmen, was Sie sind, ein Teil von
00:19:48: meinem Leben, der kann gut oder schlecht sein, darüber kann ich mich ärgern oder auch nicht,
00:19:53: aber Sie müssen mein Verhalten nicht bestimmen. Das sind also verschiedene Techniken, die im Kern
00:19:59: Ihnen dabei helfen, in diesen Abstand zu kommen und sich nicht von den Gedanken so gefangen
00:20:06: nehmen zu lassen, dass die Ihr Verhalten bestimmen. Und ich lade Sie ein, diese Gedanken zu trainieren.
00:20:12: Und da ich hatte Ihnen ja ein Buchtipp versprochen, das Buch heißt "Sorgenlos und grübelfrei" von
00:20:17: meinem Freund Dr. Oliver Korn, einer der führenden Therapeuten in Deutschland zu metacognitiven
00:20:22: Therapien. Und er hat, wie ich finde, sehr eigentlich befreit von dem ganzen therapeutischen
00:20:27: Sprech so ein tolles Selbsthilfebuch geschrieben, wo er diese Übung sehr, sehr schön beschreibt.
00:20:33: Und das empfehle ich Ihnen "Sorgenlos und grübelfrei". Wir werden das in den Schonennots natürlich
00:20:37: verlinken. Und bin sehr gespannt von Ihnen zu hören, wie so Ihre Erfahrungen mit diesen Übungen sind.
00:20:43: Wünsche Ihnen auf jeden Fall viel Erfolg, mehr Gelassenheit und ja ein bisschen Abstand zu
00:20:48: sich selber. Und freue mich schon auf die nächste Folge mit Ihnen. Bis dahin, tschüss!
00:21:18: [Musik]
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